Als selbst betroffene Alkoholikerin möchte ich diesem Tabuthema in meinem Buch natürlich Platz einräumen und Aufmerksamkeit schenken. Das ist für mich eine gute Gelegenheit, mehr Bewusstsein für diese Krankheit und ihre Folgen zu schaffen. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes Expertin auf diesem Gebiet, als „Opfer und als Täterin“. Deshalb kann ich mit Sicherheit sagen: Bei mir wurde der Grundstein für diese Erkrankung in meiner Kindheit, wenn nicht schon bei meiner Zeugung gelegt. Auf die Tatsache hin, dass auch mein Vater an einer Alkoholabhängigkeit erkrankt war, hatte ich die 60-prozentige Disposition, diese Gene vererbt zu bekommen. Darüber hinaus bekam mein Selbstwert einen enormen Knick, als mir gesagt wurde, dass ich vonseiten meines Vaters nicht erwünscht war.

Fehlende Zuwendung

Die fehlende Liebe, um die ich ihn indirekt angebettelt habe, wurde mir nie geschenkt. Später waren es meine Mitschülerinnen, durch die ich Ablehnung und Spot erfuhr und dass man zum Glas greift, wenn es Probleme gibt, wurde mir von Kindesbeinen an vorgelebt. Ich konsumierte schon sehr früh den ersten Alkohol, zwischen meinem 13 und 14 Lebensjahr. Zeitgleich kam ich mit Zigaretten in Kontakt. Je früher mit dem Alkoholkonsum begonnen wird, umso gravierender können die Folgen für das noch nicht voll ausgereifte Gehirn sein. Auch die Tatsache – auf die so mancher Jugendliche stolz ist -, dass ihm vom Alkohol nicht massiv schlecht wird, sollte ein Alarmsignal sein. Wird jemanden vom Alkohol übel, ist er in den meisten Fällen davor geschützt, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken. Es gibt bestimmte Genvarianten, die dafür verantwortlich sind, dass Alkohol vom Körper nur sehr langsam abgebaut wird, was für die typische Übelkeit sorgt.

Ethanol: Nerverngift

Als Ethanol wird Alkohol bezeichnet, der in Wein, Bier und Spirituosen durch eine von Hefen ausgelöste Gärung aus kohlenhydrathaltigen Zutaten produziert wird. Es gilt als Nervengift. Der Alkoholismus ist heute klar als Krankheit definiert. Viele haben damit allerdings ein Problem und sehen die Erkrankung eher als eine Charakterschwäche. Im letzten Jahrhundert waren sich Wissenschaftler und Ärzte noch uneins, ob Alkohol hilft oder schadet. Bier soll es schon seit über 8000 Jahren geben und der Weinanbau wird ebenfalls seit mehreren Tausend Jahren betrieben. Man vermutete einerseits eine stärkende, ja sogar heilende Wirkung, anderseits war man mit den Folgeschäden konfrontiert. Und obwohl uns heute die Risiken, die Folgeerkrankungen und die Folgeschäden bestens bekannt sind, gehört das Trinken – meist auf unsere Gesundheit – überall dazu, wie das Amen im Gebet.Bier,